Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerung in Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten immer kleiner und dabei gleichzeitig immer älter werden. Eine Prognose des Statistischen Bundesamtes geht von einem Absinken der Bevölkerung von heute 82,5 Millionen auf 74 Millionen Menschen im Jahr 2050 aus. Andere Prognosen erwarten für 2050 sogar nur ca. 60 Millionen Menschen in Deutschland.
Dies macht sich insbesondere in der Altersstruktur, aber auch in der Bevölkerungszusammensetzung bemerkbar. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird es immer weniger Kinder und noch mehr ältere Menschen geben. Bis 2050 erwartet man doppelt so viele 60-Jährige wie Neugeborene! Die Anzahl der Kinder im Schulalter nimmt weiter ab, ebenso wie die der Auszubildenden. Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich von heute vier auf zehn Millionen im Jahr 2050 nahezu verdreifachen. Die Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt je nach dem Ausmaß der Zuwanderung bis 2050 um 22 oder gar 29 Prozent.
Die demografische Entwicklung und der fortschreitende Strukturwandel werden unsere Gesellschaft spürbar verändern, sei es auf kommunaler, auf Landes- oder auf Bundesebene.

Bevölkerungsprognosen

Bevölkerungsprognosen liefern wichtige, die Zukunft betreffende Informationen für gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entscheidungsprozesse. Dabei handelt es sich um Berechnungen, die die aktuelle Bevölkerungszusammensetzung auf der Grundlage von vorher definierten Entwicklungsparametern für zukünftige Jahre fortschreiben. Die Grundlage einer Bevölkerungsprognose stellt immer die Ist-Situation einer Bevölkerung dar, sprich die Bevölkerungszusammensetzung zum Ausgangszeitpunkt, gegliedert nach Alter, Geschlecht und – je nach Erkenntnisinteresse – weiteren sozialstrukturellen Merkmalen.
Neben der Bevölkerungsstruktur, die die demographische Entwicklung auf Jahrzehnte hin maßgeblich bestimmt, wird die Bevölkerungszusammensetzung der Zukunft durch folgende drei Komponenten beeinflusst: das Geburtenniveau bzw. die Entwicklung der Fertilitätskennziffer (Geburtenrate), das Sterbefallniveau bzw. die Entwicklung der Mortalitätskennziffer (Sterberate), die Wanderungsbilanz bzw. die Entwicklung der Migrationskennziffer (Wanderungssaldo). Da der Verlauf dieser Parameter mit zunehmendem Abstand vom Ausgangsjahr immer schwerer vorhersehbar ist, haben langfristige Bevölkerungsprognosen prinzipiell Modellcharakter. In der Demographieforschung spricht man bei einem Berichterstattungszeitraum von über 20 Jahren aus Gründen der Abgrenzung daher von Bevölkerungsvorausberechnungen. An der grundlegenden Vorgehensweise und den Bestandteilen der Prognoserechnung ändert sich dadurch nichts.
Die langfristig bedeutsamste Komponente für das Wachstum einer Bevölkerung ist die absolute Anzahl an Lebendgeborenen pro Jahr, das so genannte Geburtenniveau. Bei einer Bevölkerungsprognose wird für dessen jährliche Hochrechnung die Fertilitätskennziffer der Frauen herangezogen. Diese wird gemessen an den altersspezifischen Geburtenraten – also der Wahrscheinlichkeit, dass Frauen in einem bestimmten gebärfähigen Altersjahr zwischen 15 und 49 Mutter werden. Deren Summe ergibt dann die durchschnittliche Geburtenzahl, die so genannte zusammengefasste Geburtenrate bzw. Fertilitätskennziffer. Sie zeigt an, wie viele Geburten pro Frau entfallen, wenn jeweils gleich große Altersgruppen von Frauen das gebärfähige Alter von 15 bis 49 in einem einzigen Kalenderjahr durchlaufen würden. So wird der Einfluss der aktuellen Altersstruktur ausgeschaltet und eine Anwendung auf eine sich im Laufe der Zeit durch Alterung und Zuwanderung verändernde Bevölkerungsstruktur ermöglicht. Die Entwicklung des Geburtenniveaus ist darüber hinaus stark von der Alters- und Geschlechtsstruktur einer Bevölkerung abhängig: Verfügt eine Bevölkerung über einen hohen Anteil von Frauen im gebärfähigen Alter, ist bei gleichbleibenden Geburtenraten die absolute Geburtenzahl höher als bei einer Bevölkerung mit einem geringen Anteil von Frauen im reproduktionsfähigen Alter.
Das Sterbefallniveau als zweite Komponente der Bevölkerungsentwicklung entspricht der absoluten Anzahl an Sterbefällen pro Jahr. Die zukünftigen Sterbefallzahlen ergeben sich bei einer Bevölkerungsprognose aus der Mortalität der Bevölkerung gemessen an der rohen Sterberate. Sie gibt an, wie viele Todesfälle auf einen Mann bzw. eine Frau kommen, wenn jeweils gleich große Altersgruppen von Männern bzw. Frauen in einem einzigen Kalenderjahr ein bestimmtes Alter durchlaufen würden. Ihre Berechnung erfolgt durch Aufsummierung der alters- und geschlechtsspezifischen Sterberaten, die äquivalent zu den altersspezifischen Geburtenraten als Wahrscheinlichkeit definiert sind, dass Männer bzw. Frauen in einem bestimmten Altersjahr ab Geburt das aktuelle Kalenderjahr überleben. Auch das Sterbefallniveau ist somit stark von der Alters- und Geschlechtsstruktur einer Bevölkerung abhängig: Verfügt eine Bevölkerung über einen hohen Anteil älterer Menschen, ist bei gleich bleibender Sterblichkeit (gemessen an der Sterberate) die Sterbefallzahl höher als bei einer im Schnitt sehr jungen Bevölkerung. Zudem trägt ein hoher Frauenanteil aufgrund deren höherer Lebenserwartung zu einem niedrigeren Sterbefallniveau der betreffenden Gesamtbevölkerung bei.
Die Wanderungsbilanz ergibt sich aus der Zahl der Zu- und Abwanderungen pro Jahr und stellt als dritte Komponente der Bevölkerungsentwicklung den unsichersten Faktor dar. Zu ihrer Hochrechnung wird direkt mit der alters- und geschlechtsspezifischen Migration bzw. Wanderung gemessen am Nettowanderungssaldo gearbeitet. Dieses ist von einer Vielzahl von Faktoren sozialer, wirtschaftlichen und/oder politischer Natur abhängig, die nur schwer prognostizierbar sind. Als Beispiele können hier der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien oder die Auflösung der Sowjetunion angeführt werden, die in den 1990er Jahren eine massive Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland bedingt haben.
Für die Berechnung einer Bevölkerungsprognose müssen neben der Erfassung der aktuellen Bevölkerungsstruktur also Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Fertilitäts-, Mortalitäts- und Migrationskennziffern getroffen werden.